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Altersvorsorge nicht ohne Pflichtlösung?

15. Juli 2023

Dr. Marc Surminski |

Geht es in der Altersvorsorge künftig nicht ohne Pflichtlösung? Rund 200.000 Vermittler und Abschlusskosten der Lebensversicherer von jährlich rd. 8 Mrd. Euro haben es über die Jahre nicht geschafft, die Rentenlücke im Alter zu schließen – im Gegenteil: Frühere Reformen haben das Rentenniveau immer weiter absinken lassen, und private und betriebliche Zusatzvorsorge kann das bei vielen Menschen nicht ausgleichen. Riester war erfolgreich – aber nicht erfolgreich genug, was die Marktdurchdringung anbelangt. Komplexe Bürokratie und hohe Kosten schmälern außerdem die Wirkung dieser ergänzenden Vorsorge, die ja ursprünglich nur dazu gedacht war, Kürzungen durch eine Reform der gesetzlichen Rente auszugleichen.

Zahlreiche Umfragen zeigen, dass die Menschen zwar ihre Vorsorgelücken im Alter realistisch einschätzen können, aber trotzdem nicht mehr in zusätzliche Vorsorge investieren: Weil sie es finanziell nicht können, oder weil sie andere Prioritäten setzen. (Als ein SPD-Kanzlerkandidat vor Jahren einmal anregte, für mehr private Vorsorge auf den Zweiturlaub zu verzichten, gab es einen gewaltigen Aufschrei im Land.) Oder weil sie schlicht überfordert sind von den Möglichkeiten – und dann lieber gar nichts machen.

Vor diesem Hintergrund stellt sich jetzt in der Politik die Frage, ob eine neue verpflichtende Altersvorsorge die richtige Antwort auf die Probleme ist. Dass es ohne Kapitaldeckung nicht geht, ist mittlerweile immerhin Konsens bei den meisten politischen Parteien. Die FDP war im Wahlkampf mit der ambitionierten Aktienrente angetreten – jetzt ist dieser Investment-Tiger als Bettvorleger in der gesetzlichen Rentenversicherung gelandet und soll staatlich finanziert für Zusatzrendite in einem System sorgen, dass ohne milliardenschwere Zuschüsse aus der Steuerkasse schon längst kollabiert wäre.

Ein neues Pflichtmodell – etwa nach dem Vorbild der schwedischen Prämienrente – hat nicht nur für die Politik die verlockende Perspektive, dass man damit zwei Probleme der Altersvorsorge lösen könnte: die Verbreitung maximal erhöhen und die Kosten maximal senken. Würde man dazu noch eine Opt-out-Möglichkeit schaffen, um auch andere Formen der Vorsorge möglich zu machen, wäre das auch unter marktwirtschaftlichen Kriterien hinnehmbar.

Diese Lösung käme aber zu einem Preis. Die deutschen Lebensversicherer würden sich der Sache nicht verschließen. Ihr Konzept der Bürgerrente ist schon darauf angelegt, mit einem kostengünstigen Standardprodukt antreten zu können. Das bedeutet aber auch, dass Vermittler bei einer solchen neuen Form der Vorsorge keine Rolle mehr spielen würden. Wenn die Politik das so will, kann man es nicht ändern. Die Alternative wäre, sich als Lebensversicherer aus diesem Geschäft zurückzuziehen. Das kann auch nicht im Interesse der Vermittler sein, die an starken Partnern interessiert sein müssen, um im Bereich der übrigen Vorsorgeprodukte weiter erfolgreich sein zu können.

Denn eins ist klar: Eine Pflichtveranstaltung etwa nach dem Vorbild Schwedens würde nur ein überschaubarer Beitrag sein, um die Rentenlücke zu schließen – nicht mehr, und nicht weniger. An der Notwendigkeit, zusätzlich die Vorsorge aufzustocken und außerdem existentielle Risiken wie etwa Individualität abzudecken, führt kein Weg vorbei. Hier gibt es noch reichlich Potenzial für die Vermittler.

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