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Corona und die PKV

1. Oktober 2020

Dr. Marc Surminski |

Die Corona-Krise ist für die PKV eine besondere Herausforderung. Im Gegensatz zu anderen Sparten wirkt sich bei ihr die Pandemie deutlich stärker auf das Kerngeschäft aus. Für die Zukunft werden die Erfahrungen mit Corona im Zusammenspiel mit der Digitalisierung etliche Bereiche der PKV stark verändern. Alte Gewissheiten im Vertrieb von Krankenversicherungen geraten ins Wanken, neue Wege etwa in der Schadenprävention werden zwingend nötig für den künftigen Erfolg.

Auf der Leistungsseite ist noch offen, wie stark die Branche durch die Krise tatsächlich belastet wird. Während etwa die Autoversicherung von deutlich niedrigeren Schäden in 2020 ausgeht, sind die Leistungsaufwendungen in der PKV in diesem Jahr nicht zurückgegangen, sondern haben sich erhöht – trotz eines deutlichen Rückgangs von Krankenhausaufenthalten und Arztbesuchen auf dem Höhepunkt der Krise. Unklar bleibt, ob es zum Ende des Jahres oder im nächsten Jahr starke Nachholeffekte geben wird, die zu einem weiteren Anstieg der Leistungen führen.

Politisch steht die PKV hier zudem unter Druck, weil Branchengegner ihr vorwerfen, sich nicht genug an den Extra-Aufwendungen für die Bewältigung der Corona-Krise im Gesundheitssystem zu beteiligen. Daraus könnte sich im Wahljahr 2021 ein neuer Angriffspunkt im Kampf um die Abschaffung der privaten Vollversicherung ergeben, indem die PKV als Trittbrettfahrer des Sozialsystems verdammt wird. Es besteht die Gefahr, dass dieses Argument bei der Bevölkerung, die mit ihren Steuerzahlungen die Corona-Lasten bewältigen muss, Gehör findet. Die Branche muss hier überzeugend dagegenhalten, damit daraus kein Einfallstor für die Eroberung der Festung PKV-Vollversicherung wird.

Die Digitalisierung verändert mit neuen Ansätzen etwa zur Prävention über Telematik-Produkte etliche Kernbereiche der Krankenversicherung. Dieser Trend beschleunigt sich durch Corona erheblich. Wer Kunden im Lockdown nicht die entsprechenden digitalen Services bieten kann, hat ein erhebliches Problem. Wer etwa erst in der Krise auf dem Telemedizinzug aufgesprungen ist, kommt reichlich spät. Zwar haben es auch die privaten Krankenversicherer geschafft, in der Krise weiter stabil zu arbeiten und mit Homeoffice in nie für möglich gehaltenen Dimensionen das Geschäft aufrechtzuerhalten. Aber durch Corona haben sich die Ansprüche der Kunden inzwischen erheblich verändert. Sie gilt es nun zu erfüllen.

Im Vertrieb hat die Corona-Krise dafür gesorgt, dass die Kunden im Lockdown zuhause angesprochen werden mussten – und zwar digital. Das hat ziemlich gut funktioniert. Der Vertrieb von Krankenvollversicherungen galt bisher als unangefochtene Domäne der persönlichen Beratung. Das wird auch so bleiben. Aber persönlich muss eben nicht mehr heißen: beim Kunden am Küchentisch oder am Schreibtisch des Vermittlers. Online-Beratungsgespräche haben sich durch die Krise schnell verbreitet; Kunden akzeptieren den persönlichen Kontakt zu ihrem Vermittler, der ihnen am Bildschirm gegenübersitzt. Das wird den PKV-Vertrieb gerade bei jüngeren Kunden verändern.

Wer hier als Vermittler und Versicherer nicht mithalten und die Wege einer problemlosen digitalen Kommunikation offenhalten kann, gerät in Schwierigkeiten. Corona beschleunigt die Digitalisierung des Vertriebs auch in der PKV, die sich hier wie in manch anderen Bereichen bislang häufig eher als Bewahrer des Status Quo hervorgetan hat. Jetzt ist es an der Zeit, die Schubkraft von Corona für Veränderungen zu nutzen, damit man nicht eines Tages selbst beiseitegeschoben wird.

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