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Jahr der Kostenfrage

1. Januar 2020

Dr. Marc Surminski |

2020 wird für die deutschen Versicherer zum Jahr der Kostenfrage. Das betrifft sowohl die Kompositversicherer als auch Kranken- und Lebensversicherer. Alle müssen eine Antwort darauf geben, wie sie künftig mit zunehmendem Druck auf ihr Kostenmodell umgehen wollen.

Der gemeinsame Belastungsfaktor bei allen Sparten ist der Zinsverfall. In Komposit muss der Ertrag bei rückläufigen Kapitalergebnissen seit einigen Jahren schon vermehrt über die Technik erwirtschaftet werden. Neu ist die Konkurrenz digitaler Angreifer, die das klassische Geschäftsmodell mit den meist üppigen eingerechneten Kosten herausfordern. Digitale Transparenz, etwa über Vergleichsplattformen, bringt die Notwendigkeit, Kosten zu senken.

In Leben und Kranken schlägt der Zinsverfall noch stärker durch, weil hier das Geschäft im Kern auf Kapitalerträgen beruht. In Kranken schmelzen die Vorteile der Kapitaldeckung dahin; es bleiben aber hohe Kosten, vor allem im Vertrieb. Die Abschlussaufwendungen in Milliardenhöhe passen nicht mehr zum deutlich reduzierten Neugeschäft der letzten Jahre. Wie durch ein Wunder ist die PKV bisher nicht in den Streit um zu hohe Abschlusskosten geraten, den die Lebensversicherung seit Jahren führen muss. Das kann sich aber schnell ändern, wenn die politischen Feinde der Vollversicherung diese offene Flanke entdecken.

In der Lebensversicherung steht die Kostenfrage im Mittelpunkt der politischen Debatte um die Zukunft der Altersvorsorge. Mit den sinkenden Zinsen setzt sich bei Politikern und Verbraucherschützern der Eindruck fest, dass die Kosten vor allem für den Abschluss zu hoch seien. Radikale Vorschläge für verpflichtende Altersvorsorgelösungen bedrohen das bisherige Geschäftsmodell.

Aktuelle Zahlen der BaFin zur Entwicklung der Abschlusskosten bringen neuen Druck auf die Branche. Schon vorher war bekannt, dass die Abschlussaufwendungen der Lebensversicherer seit dem LVRG 1 insgesamt nur überschaubar rückläufig waren. Nach der aktuellen Umfrage der Aufsicht zeigt sich nun, dass die gesamten Zahlungen an die Vermittler in 2018 um 8,5% und damit doppelt so stark wie das Neugeschäft nach Beitragssumme gestiegen sind. Das ist gegenüber der Politik nur schwer zu begründen.

Wenig Beachtung fand bisher in der Öffentlichkeit zudem eine andere Zahl der BaFin-Erhebung: Die gesamten Abschlussaufwendungen der Branche lagen 2018 nach GDV-Angaben bei 6,98 Mrd. Euro. Davon gingen aber nach BaFin-Zahlen nur 5,1 Mrd. Euro an die Vermittler. Rd. 1,9 Mrd. Euro Abschlussaufwand entfielen somit auf die Versicherer. Der gesamte Vertriebs-Overhead mitsamt den womöglich seit dem LVRG 1 über Umwege fließenden Zuwendungen für Vermittler steht aber nicht im Fokus der politischen Sparbemühungen über einen Provisionsdeckel. Es wird jedoch der Tag kommen, an dem die Politiker auch von den Versicherern einen Beitrag fordern werden, um Altersvorsorge im Zinstief wieder attraktiver für die Kunden zu machen. Der große Kostenblock der Lebensversicherer im Vertrieb gehört künftig auch auf den Prüfstand. Nicht nur die Vermittler werden den politischen Druck auf die Kosten in der Lebensversicherung schultern müssen.

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