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Jahr der politischen Herausforderungen

1. Januar 2022

Dr. Marc Surminski |

2022 steht die deutsche Versicherungswirtschaft in Schlüsselbereichen unter erheblichem politischen Veränderungsdruck. Dabei geht es um Probleme, die schon seit langem diskutiert werden, ohne dass sich bislang etwas bewegt hat. Nun stehen einige dieser Punkte wieder auf der Agenda der Politik und fordern das Geschäftsmodell der Branche in verschiedenen Sparten heraus.

In der privaten Altersvorsorge könnte es einen Paradigmenwechsel geben, wenn die Ampelkoalition tatsächlich die Pläne für einen staatlich organisierten Investmentfonds umsetzt. Im Bereich der geförderten Altersvorsorge wäre das eine Revolution, die weit in die gesamte Produktwelt abstrahlen dürfte. Genauso revolutionär wäre die Einführung einer Opting-Out-Lösung für dieses Produkt, die den Vertrieb hier weitgehend aus dem Spiel nähme. Die Lebensversicherer bringen sich augenblicklich mit vielen guten Argumenten in Stellung, warum ein solches Einheitsprodukt nicht gut für die Kunden wäre. An einen zentralen Punkt des Reformkonzepts trauen sie sich aber nicht heran: Eine verpflichtende Lösung für die private Altersvorsorge würde die Kosten extrem reduzieren. Mit Rücksicht auf die Vertriebe hat die Branche bislang bei den Abschlusskosten in der Altersvorsorge kaum etwas erreicht. Jetzt könnte der politische Druck so groß werden, dass radikal kostenreduzierte und online abschließbare Standardprodukte angeboten werden müssen, um im Geschäft zu bleiben. Es dürfte ein turbulentes Jahr werden, wenn man derartige Konzepte dem Vertrieb erklären muss.

In der Krankenversicherung wurde zwar durch den Einsatz der FDP der Super-GAU verhindert, und das duale Gesundheitssystem bekam von der neuen Bundesregierung eine Bestandsgarantie für die nächsten vier Jahre. Trotzdem darf sich die PKV nicht in Sicherheit wiegen. Im Bereich der Pflege könnte die von der Koalition geplante freiwillige, paritätisch finanzierte Vollversicherung den Markt der bisherigen Zusatzdeckungen beeinträchtigen. Außerdem gilt: Wenn etwas nicht im Koalitionsvertrag steht, kann es natürlich trotzdem zur Agenda des neuen Gesundheitsministers werden. Zum Beispiel die Erhöhung der Versicherungsgrenze für Angestellte, die weitere Öffnung der PKV für Beamte oder neue Regeln für die Mitgabe der Alterungsrückstellungen im Vollversicherungsbestand.

Die Flutkatastrophe des letzten Jahres hat in der Kompositversicherung ein Dauerbrennerthema wieder ganz nach oben auf die Agenda katapultiert: Wie nach jeder großen Flut wird intensiv über eine Pflichtversicherung diskutiert. In früheren Jahren hat die Versicherungswirtschaft das immer massiv abgeblock. Diesmal, unter dem Eindruck der verheerenden Schäden, zeigt sich die Branche aufgeschlossen für neue Konzepte. Die von ihr vorgeschlagene Opting-Out-Lösung für die Wohngebäudeversicherung könnte ein Weg sein, die Verbreitung von Elementardeckung endlich substantiell zu erhöhen – und das ohne staatliche Pflichtlösung.

Bei der Elementardeckung macht die Branche damit vor, was ein Erfolgsrezept auch für die anderen politisch unter Druck stehenden Bereiche sein kann: Sie sollte rechtzeitig eigene Vorschläge für Lösungen entwickeln, um radikale politische Pläne zu verhindern. Das wäre ein Weg, um sich in Zeiten einer neuen, stärker verbraucherorientierten Politik gut behaupten zu können. Ob man sich künftig immer auf die FDP als Retter in der Not verlassen kann, ist angesichts der politischen Kräfteverhältnisse in Berlin eher fraglich.

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