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Mysterienspiel um die D&O

15. Februar 2019

Dr. Marc Surminski |

D&O ist bis heute ein großes Mysterium. Seit den 90er Jahren hat sich die Deckung langsam, aber stetig auch in Deutschland etabliert, und sie ist mittlerweile Standard in der Unternehmensversicherung. Aber welche Erträge die Sparte abwirft, kann man von außen nicht sehen. Ob sie gar satte Verluste produziert, wissen nur die Versicherer selbst, denn es gibt keine offiziellen Marktzahlen. Auch in der jungen Cyber-Sparte zeichnet sich in Sachen Intransparenz übrigens eine ähnliche Entwicklung ab: Schon über den bloßen Marktumfang gibt es bislang nur widersprüchliche Zahlen und Hochrechnungen; die Ertragssituation liegt dann erst Recht weitgehend im Dunkeln.

Das führt in D&O zu der bizarren Situation, dass sich prominente Branchenvertreter aktuell einen Streit darüber liefern, wie profitabel die Branche ist und ob eine Sanierung ansteht. Die eine Seite hält mindestens zweistellige Prämienerhöhungen für notwendig, die andere bescheinigt der Sparte dagegen satte Gewinne. Ihr Streit ist ein bloßes Schattenboxen, denn auf harte Zahlen berufen sie sich in der Öffentlichkeit nicht. Stattdessen geht es eher um die gefühlte Lage in D&O. Über die wird immer munter spekuliert, weil die Sparte so schön mit schlagzeilenträchtigen Fehlleistungen und Unternehmenspleiten verknüpft ist, über die gern gesprochen wird und die den betroffenen Versicherungsnehmern und den versicherten Personen natürlich Angst einjagen. (Dass D&O eigentlich innerhalb der großen Haftpflichtsparte nur eine kleine Nische ist, hört man in der Szene dabei weniger gern.)

Warum gibt es keine Zahlen zum D&O-Markt? In Ländern wie den USA funktioniert das wie selbstverständlich. In Deutschland gab es vor längerer Zeit einmal den Vorstoß eines D&O-Spezialisten, die Zahlen zu sammeln und zu publizieren. Es blieb bei dem Versuch, denn niemand lieferte die Daten. Der GDV hat Zahlen, hält sie aber unter Verschluss. Als sie vor einigen Jahren auf verschlungenen Wegen doch einmal das Licht der Öffentlichkeit fanden, war die Aufregung groß, weil sie so schlecht aus- fielen und von enormem Sanierungsbedarf kündeten.

Es wäre die Aufgabe des GDV, hier endlich für Transparenz zu sorgen und die Zahlen wie für die anderen Sparten der Schaden-/Unfallversicherung auch zu publizieren. Warum das unterbleibt, wissen nur die Versicherer allein, die sich offenbar mit der Intransparenz ziemlich wohl fühlen. Dass allgemeine Markttransparenz auch für Mak- ler nicht immer gut ist, liegt ebenfalls auf der Hand: Ihre Dienstleistung besteht ja gerade auch darin, bei ihren Kunden für die nötige Transparenz zu sorgen und dann entsprechende Preisvorteile zu erzielen.

Wenn man aber nicht weiß, wie die Lage auf dem Markt tatsächlich ist, dann ist es auch müßig, über die Zukunft der D&O-Versicherung zu spekulieren und dabei den interessegeleiteten Äußerungen der einzelnen Marktteilnehmer zuzuhören. Sie sind mittlerweile so extrem gegensätzlich, dass man das Gefühl hat, sie lebten auf unterschiedlichen Planeten. Harte Fakten zur Combined Ratio in D&O wären die Grundlage etwa für Sanierungsbemühungen der Versicherer gegenüber der Industrie – oder aber für eine weitere Runde im Preiswettbewerb, falls die Ergebnisse gut sind. Es wird höchste Zeit für die deutsche Versicherungswirtschaft, sich hier endlich zeitgemäß auf- zustellen und das Versteckspiel zu beenden.

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