Pensionskasse als Klotz am Bein
15. Februar 2018Die Zinskrise trifft neben den Lebensversicherern besonders die Pensionskassen. Sie kalkulieren ihre Verträge klassisch, haben aber als Neugründungen nach der letzten großen Rentenreform nur wenig Reserven in den Kapitalanlagen ansammeln können, um heute die hohen Garantien aus der Gründungszeit Anfang der 2000er-Jahre zu bedienen. Einige größere Pensionskassen haben ihr Neugeschäft mittlerweile eingestellt und sind in einer Art stillem Run-off.
Einen anderen Weg geht die Axa: Sie verkauft ihre Pensionskasse Pro bAV an die Frankfurter Leben Gruppe. Die Übertragung wird derzeit von der BaFin geprüft. Die Frankfurter Leben-Gruppe würde damit rund 260.000 Verträge und insgesamt ca. 3 Mrd. Euro Kapitalanlagen übernehmen.
Für die Frankfurter Leben ist der Kauf eine Erfolgsmeldung. Alle Run-off-Spezialisten brauchen rasch größere Bestände, damit ihr Geschäftsmodell der niedrigen Kosten funktioniert. Große Deals gab es aber trotz aller öffentlichen Aufregung etwa um die Run-off-Pläne von Ergo und Generali bislang nicht. Mit der Pensionskassen-Übernahme erhöht die Frankfurter Leben-Gruppe nun ihr Bestandsvolumen auf rund 520 Mio. Euro jährliche Bruttobeiträge, acht Mrd. Euro Kapitalanlagen und 650.000 Altersvorsorgeverträge.
Die Axa bemüht sich, bei dem politisch aktuell eher heiklen Deal die Vorteile für die Bestandskunden in den Vordergrund zu stellen: Die Frankfurter Leben habe verbindlich zugesagt, die Kosten der Pro bAV pro Vertrag und Jahr dauerhaft um mehr als 15% gegenüber dem Jahr 2016 zu senken. Für die Kunden werde zudem ein unabhängiger Beirat eingerichtet, der das Management in allen die Belange der Versicherten betreffenden Fragen beraten und unterstützen soll.
Die Lage auf dem Pensionskassenmarkt schildert die Axa dabei ziemlich schonungslos: „Ohne die Kostenbegrenzung der Frankfurter Leben-Gruppe bestünde die Gefahr, dass die Stückkosten pro Vertrag ansteigen und damit die Rendite für die Kunden sinkt. Als vergleichsweise ‚junge‘ Gesellschaft musste die Pro bAV ihre Überschussbeteiligung im anhaltenden Niedrigzinsumfeld schon deutlich reduzieren. Gegenüber anderen Produkten hat die Pensionskasse insbesondere im Neugeschäft so deutlich an Attraktivität verloren.“
Künftig will sich die Axa in der bAV auf die Direkt- und Rückdeckungsversicherung konzentrieren. Sie böten für neue Kunden unter den veränderten Gegebenheiten den besten Mehrwert und trügen gleichzeitig dazu bei, das Unternehmen effizienter aufzustellen. Ob das die Kunden auch so sehen, muss sich zeigen. Immerhin müssen jetzt etliche deutsche Unternehmen ihren Mitarbeitern erklären, warum sie künftig in der bAV nicht mehr bei der Tochter eines der größten Versicherers der Welt Kunden sind, sondern bei einer Spezialgesellschaft, die einem chinesischen Großinvestor mit schillernder Reputation gehört. Das bAV-Geschäft könnte dadurch leiden, eine spätere Teilnahme der Axa am neuen Sozialpartnermodell auf Vorbehalte von Gewerkschaften und Arbeitgebern stoßen.
Kategorisiert in: 201804 Assekuranz aktuell Titelthema