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Perfekter Sturm für die Lebensversicherer

5. April 2018

Dr. Marc Surminski |

Ein Strom von schlechten Nachrichten für die deutsche Lebensversicherung: Die Run-off-Szenarien für die Branchenschwergewichte Ergo und Generali beherrschen die Debatten und empören die Politik. In der bAV gibt es Hiobsbotschaften von den Pensionskassen. Und aktuelle Studien und Ratings zeigen weiter erodierende Kapitalerträge und immer größere Schwierigkeiten bei der Erfüllung der Garantien.

So hat Assekurata kürzlich in seinem „EKG-Check der Lebensversicherung” aufgezeigt, dass mit dem Zinsverfall die Ertragspuffer der Gesellschaften kräftig schrumpfen: Zieht man von den kundenbezogenen Kapitalanlageerträgen die Rechnungszinsanforderungen zur Bedienung von Garantien und ZZR ab, so wies die Branche im Schnitt für 2016 lediglich noch einen Ertragspuffer von 0,22% der Deckungsrückstellung auf. 2015 hatte der Wert noch bei 0,44% und 2014 bei 0,70% gelegen. Damit ist der Puffer pro Geschäftsjahr um mehr als 20 Basispunkte abgeschmolzen, was neben den rückläufigen Kapitalanlageerträgen maßgeblich auf die gestiegenen ZZR-Anforderungen zurückzuführen ist. „Dies erhöht den Druck auf alternative Ertragsquellen und lässt die Querverrechnungsgefahr zwischen den Ergebnistöpfen steigen“, sagte Assekurata-Analyst Lars Heermann.

Nach einer Untersuchung des Zweitmarkt-Unternehmens Policen Direkt reichten 2016 bei 30 von 84 Lebensversicherern die erwirtschafteten Erträge aus der Kapitalanlage nicht, um die Garantieverpflichtungen zu erfüllen und die gesetzlich vorgeschriebene Reserve zu bedienen. Im Vorjahr war dies mit 20 nur bei knapp einem Viertel der Unternehmer der Fall. Versicherer müssen sich damit aus anderen Ertragsquellen wie Verwaltungskosten und Risikogewinnen bedienen. „Unsere Analyse zeigt, dass die Belastung der Lebensversicherer stark zunimmt“, erklärte Henning Kühl, Chefaktuar von Policen Direkt. „Mit Blick auf die Run-off-Diskussion ist dieses Ergebnis alarmierend für einige Lebensversicherer.“

Beide Untersuchungen beruhen auf den Zahlen für 2016. In 2017 dürfte sich die Lage noch weiter zugespitzt haben, denn Reserven mussten verstärkt realisiert werden. Allerdings haben etliche Lebensversicherer ihre Garantien aus den entsprechenden Rechnungszins-Generationen mittlerweile ausfinanziert. Je nach Bestandszusammensetzung werden die Lasten aus der ZZR dann entsprechend kleiner. Wer allerdings auch in den letzten Jahren stark mit klassischen Produkten gewachsen ist, muss weiter Reserven für die damaligen Garantiesätze aufbringen.

Die Pensionskassen, von denen viele Anfang des Jahrtausends nach der damaligen Rentenreform als Hoffnungsträger gestartet waren, stehen unter verschärfter Beobachtung der Aufsicht, weil durch die Niedrigzinsen erhebliche Lücken bei den Leistungen entstehen. Einige Lebensversicherer haben inzwischen dieses eingestellt. Der bisherige Rechnungszins ist mittlerweile unrealistisch; im Markt sind Leistungssenkungen und Nachschüsse der Arbeitgeber zu beobachten. Wie vor diesem Hintergrund die Renaissance der bAV nach dem Reformgesetz aussehen soll und welche Rolle die Versicherer dabei spielen, ist offen.

Nimmt man noch die anstehende Evaluierung des LVRG (wenn es denn wieder eine Bundesregierung geben sollte) und die Anforderungen der IDD an eine Vermittlung im Interesse des Kunden hinzu, die ja in der komplexen Altersvorsorge ein heikles Thema ist, dann ergibt sich für die deutsche Lebensversicherung momentan in der Tat ein „perfekter Sturm“. Es wird sich zeigen, wer ihn gut übersteht und mit neuen Produkten erfolgreich in die Zukunft segelt.

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