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Rettungsanker Honorarberatung?

15. Juni 2021

Dr. Marc Surminski|

Wie ist das Riestergeschäft noch zu retten? Mit den Vorgaben des Finanzministers, der kein Interesse an einer Reform des Produktes hat, ist die Sterbeglocke für Riester geläutet. Viele Versicherer stellen sich auf das baldige Ende ein, etliche sind schon längst ausgestiegen – auch wegen der hohen Garantielasten und der zunehmenden Unbeliebtheit des Produktes in der Öffentlichkeit und den zuletzt nur noch schlechten Verkaufszahlen.

Manche Versicherer setzen aber bis heute erfolgreich auf Riester und fahren immer noch ein beträchtliches Neugeschäft ein. Sie haben nun die Idee ins Spiel gebracht, Riester künftig über Nettotarife anzubieten. Weil dann die Abschlusskosten die Kalkulation der Versicherer nicht mehr belasten, sei auch die 100%ige Beitragsgarantie weiter darstellbar. Ganz unabhängig davon, ob eine künftige Bundesregierung tatsächlich das bisherige Riester-Konzept weiter unterstützt, könnten sich aus der Idee gefährliche Nebenwirkungen für die Reputation der Lebensversicherer ergeben.

Denn Riester als Nettotarif bedeutet ja nicht, dass die Abschlusskosten verschwinden. Der Kunden zahlt sie dann eben nur direkt als Honorar für die Beratung an den Vermittler. Am Ende bietet der Versicherer dann zwar eine Garantie der eingezahlten Beiträge, dagegen muss der Kunde aber seine individuelle Entlohnung des Vermittlers rechnen. Und weil die Rendite für Riester bei einer 100%igen Garantie logischerweise im tiefen Zinstal nicht besonders hoch ausfallen wird, könnte das Ganze am Ende für den Kunden zu einem schlechten Geschäft werden. Nur die staatlichen Zulagen retten seinen Vertrag dann womöglich noch in die Gewinnzone – aber die fallen je nach Kunde sehr unterschiedlich aus.

Die Schlagzeilen, die Nettotarife bei Riester heraufbeschwören würden, kann man sich schon vorstellen: „Üppige staatliche Zulagen ernähren weiterhin die Versicherer und die Vermittler.“ Einen interessanten Nebeneffekt hätte eine solche Produktgestaltung aber vielleicht auf die Pläne mancher Politiker für den Ausbau der Honorarberatung: Die Grünen als größte Anhänger dieser Vergütungsform könnten dann aus eigener Anschauung erfahren, dass Honorarberatung eben nicht automatisch ein verbraucherfreundliches Allheilmittel für die Probleme im Versicherungsvertrieb ist.

Versicherer und Vermittler sollten jedenfalls äußerst verantwortungsvoll mit Honorartarifen bei Riester umgehen und Auswüchse, wie sie im Nettogeschäft immer mal wieder vorkommen, möglichst vermeiden. Standardisierte Vergütungsvereinbarungen etwa für Pools wären sinnvoll, damit es keine Negativschlagzeilen in diesem sensiblen Bereich gibt.

Ob es realistisch ist, auf den Fortbestand von Riester zu setzen, muss sich zeigen. Viel eher dürfte es nach der Bundestagswahl um ganz andere Fragestellungen für die Zukunft der geförderten Altersvorsorge gehen: Bekommen wir eine neue ergänzende Pflichtvorsorge, etwa in Form einer „Deutschland-Rente“? Deckelt die Politik wie beim europäischen Pensionsprodukt PEPP die gesamten Kosten radikal, so dass nur noch ein digital abschließbares Standardprodukt sinnvoll ist? Angesichts dieser möglichen Szenarien wären die aktuellen Kalkulationsprobleme bei Riester dann nur ein eher kleineres Übel.

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