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Run-off und deutsche Lebensversicherer: Eine schwierige Beziehung

1. März 2019

Dr. Marc Surminski |

Ist der Run-off-Boom in der deutschen Lebensversicherung vorbei, bevor er richtig begonnen hat? Drei größere Plattformen konkurrieren um die Abwicklung der Altbestände. Sie stehen mittlerweile unter erheblichem Zeitdruck: Nur wenn sie auf ein entsprechendes Vertragsvolumen kommen, rechnet sich das Modell und die Investitionen der Geldgeber in den Aufbau einer modernen IT-Plattform, auf die Fremdbestände migriert werden können. Bislang waren es eher kleinere Unternehmen oder Teilbestände, die abgegeben wurden.

Jetzt steht mit der Übernahme der Generali-Leben durch Viridium ein großer Deal an, von dem viele Beobachter annehmen, dass er dem Markt hierzulande zum Durchbruch verhelfen könnte. Kaum jemand glaubt, dass die Aufsicht nicht zustimmt. Falls sie mehr Kapitalunterlegung forderte, würde Viridium sie leisten, denn im Fall einer Ablehnung wäre das Unternehmen im deutschen Run-off-Markt tot. Gleichzeitig organisiert die Ergo den internen Run-off ihrer Altbestände – ein Projekt in ähnlichen Dimensionen. Und wenn man ehrlich ist, befindet sich schon der überwiegende Teil des deutschen Lebensversicherungsbestandes im Run-off: Vielerorts ist die Klassik ausdrücklich oder zumindest de-facto für das Neugeschäft geschlossen und wird intern abgewickelt.

Der Druck auf die Lebensversicherer war in den letzten Jahren immens: Die Niedrigzinsen belasten das Garantiegeschäft der Vergangenheit, und die Kosten für die Abwicklung auf der alten IT steigen mit den schrumpfenden Beständen kontinuierlich an. Allerdings hat die Reform des ZZR-Systems den Druck zwischenzeitlich spürbar verringert: Zwar müssen die Garantien der Bestände immer noch ausfinanziert werden, aber dafür haben die Lebensversicherer nun viel mehr Zeit, und sie müssen zunächst deutlich weniger Mittel aufwenden. Das dürfte die Bereitschaft, sich auf einen externen Run-off einzulassen, zunächst einmal erheblich dämpfen, weil die Not schlicht nicht mehr so groß ist. Die BaFin erwartet jedenfalls keine große Welle von externen Run-offs.

Denn mag ein solcher Schritt kalkulatorisch vor allem wegen der Kostenbelastung naheliegend sein, bleibt das Reputationsrisiko doch groß. Noch ist die externe Abwicklung von Beständen hierzulande eben keine Normalität, und wer weiter im Markt mitspielen will, wird es sich zweimal überlegen, ob er sich damit in Zukunft belastet. Die Kritik mancher Verbraucherschützer mag weit überzogen sein, in der Öffentlichkeit finden sie Gehör. Das Reputationsrisiko ist auch der Grund, warum sich manche Unternehmen schwer damit tun, ihre problembeladene Pensionskasse in den Run-off zu geben. Nach einer solchen Maßnahme wäre es nahezu unmöglich, im bAV-Markt künftig erfolgreich zu sein.

Es fällt auf, dass es bislang häufig Töchter börsennotierter Konzerne waren, die öffentlich in den Run-off gingen. Die Meinung der internationalen Analysten ist hier eindeutig: Für sie ist es eine gute Nachricht, wenn sich eine Gesellschaft von den eigenkapitalbelastenden deutschen Garantiepolicen trennt. Versicherungsvereine (und auch die öffentlichen Versicherer) stehen nicht unter dem Druck der Kapitalmärkte. Hier finden sich aber etliche Konstellationen mit kleinen Lebensversicherungstöchtern (in Form von AGs), die nach der Philosophie der Run-off-Plattformen für eine externe Abwicklung eigentlich prädestiniert wären. Aber offenbar ist die Bereitschaft in diesem Lager nicht groß, die eigenen Mitglieder in der Lebensversicherung an eine Abwicklungsplattform zu verkaufen, selbst wenn es gute ökonomische Gründe dafür geben sollte. Das Run-off-Konzept läuft der langfristigen Kundenorientierung zuwider, die sich deutsche Versicherungsvereine auf die Fahnen schreiben und die eigentlich auch der Kern des Altersvorsorgegeschäftes im ganzen Markt sein sollte.

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