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Sie wollen von den Garantien nicht lassen

15. November 2023

Dr. Marc Surminski |

Die Deutschen wollen von den Garantien in der Altersvorsorge offenbar nicht lassen. Auf dem Gewerkschaftstag der IG Metall stimmten kürzlich zwei Drittel der Teilnehmer gegen Betriebsrenten ohne Garantien, wie sie das seinerzeit von der SPD kreierte Sozialpartnermodell vorsieht. Die Begründung der IG Metall für die Ablehnung des Sozialpartnermodells ist bezeichnend – und sie muss allen Lebensversicherern, die in den letzten Jahren auf mehr Investment und weniger Garantie gesetzt haben, schrill in den Ohren klingen. Gewerkschafter warnten davor, dass man sich auf einen „fatalen Weg“ begebe, wenn die Alterseinkommen der Beschäftigten mit der Volatilität der Aktienmärkte verknüpft würden. Die „Marktgläubigkeit“ der FDP dürfe künftig nicht in der betrieblichen Altersvorsorge Einzug halten.

Die Vorbehalte gegen die Kapitalmärkte sind bei den deutschen Gewerkschaften, aber auch bei vielen Beschäftigten immer noch riesengroß. Arbeitnehmervertreter in anderen Ländern wie etwa den USA setzen dagegen seit Jahrzehnten bei der Altersvorsorge ihrer Mitglieder stark auf die Aktienmärkte. Die Pensionsfonds etlicher US-Gewerkschaften sind mittlerweile große Investoren auf den weltweiten Kapitalmärkten geworden.

Nun haben sich die deutschen Lebensversicherer in den letzten Jahren alle Mühe gegeben, die Kunden von der bisherigen Garantiefixierung abzubringen. Sie haben ihnen erklärt, dass in Niedrig- und Nullzinszeiten 100%-Garantien keinen Sinn mehr machen, sondern mehr Flexibilität in der Kapitalanlage nötig sei, um ausreichende Erträge fürs Alter zu erwirtschaften. Das Argument ist vollkommen richtig, und im Privatkunden-Neugeschäft zeigt es durchaus Wirkung, denn die neuen Produkte jenseits der Klassik mit Teilgarantien werden ja verkauft. Aber wenn viele Deutsche nun einmal umfassendere Garantien etwa der eingezahlten Beiträge wollen, auch wenn das für sie am Ende niedrigere Altersvorsorgeleistungen bedeutet, dann sollte man ihnen diese Garantien geben, statt zu versuchen, sie partout umzuerziehen. „Peace of Mind“ für die Kunden, wenn ihnen das Anlagerisiko abgenommen wird, ist auch ein nicht zu unterschätzendes Argument für die Altersvorsorge.

Mit der Zinswende steht das Thema Garantien zudem heute in einem anderen Licht. Es gibt ja auf dem Kapitalmarkt wieder Zinsen, mit denen man über klassische Produkte eine Garantie darstellen könnte. Und nachdem man in den letzten Jahren das Anlagerisiko zunehmend an die Kunden weitergegeben hat, wäre es heute eher wieder möglich, ihm dieses Risiko abzunehmen und ihm vielleicht sogar über den Beitragserhalt hinaus eine attraktive feste Leistung in Aussicht zu stellen. Das ist umso wichtiger, als er für sein Geld ja momentan auf dem Kapitalmarkt genau das bekommt: eine attraktive feste Verzinsung.

Viele Lebensversicherer, die mit ihren Kapitalanlagen in den niedrigverzinsten Papiere der Vergangenheit festhängen, würden sich natürlich damit schwertun. Der Segen des Kollektivs verwandelte sich mit der Zinswende für sie und ihre Kunden zunächst einmal zum Fluch. Ein unbelasteter, gut kapitalisierter Newcomer oder eine Neugründung durch einen etablierten Lebensversicherer hätten aber die Chance, neue, attraktive Garantieprodukte anzubieten und den Deutschen in der Altersvorsorge das zu geben, was viele immer noch wollen: attraktive, berechenbare Produkte, bei denen sie nicht selbst das Anlagerisiko tragen müssen. Mit dem traditionellen Konzept der Kapitalanlage eines Lebensversicherers als großem Mischfonds war genau das über viele Jahre das Erfolgsrezept der Branche.

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